Es trinkt der Mensch es säuft das Pferd: nur heute ist es umgekehrt.

Analog zum letzten Blogbeitrag „Mythos 70% Ernährung 30% Training“ haben wir es bei der Wasserzufuhr mit einem weiteren Fall von Pauschalisierung zu tun. Sicherlich hat jeder schon einmal den Ratschlag gehört, man solle mindestens zwei Liter Wasser am Tag trinken. Trainer, Ärzte und Ernährungsberater hört man schließlich die zwei- Liter- Regel ständig in die Welt posaunen. Dabei stellt sich auch hier wieder einmal die Frage, wie viel Wahrheit an diesem „Gebot“ dran ist. Ohne über physiologische Kenntnisse zu verfügen, sondern lediglich unter Gebrauch des logischen Verstandes sollte diese Frage allerdings leicht aufzuklären sein. Vielleicht sollte man beim nächsten Mal, wenn man diesen Ratschlag erhält, seinen Trainer & Co. daraufhin ein paar Fragen stellen. Hilfreich wäre es zunächst einmal zu wissen, um wen es sich überhaupt handelt. Ganz allgemein wäre es wichtig zu wissen, ob sich dieser Ratschlag auf eine männliche oder auf eine weibliche Person bezieht. Darüber hinaus sollten anthropometrische Daten, wie z.B. Körpergröße, Gewicht und die Zusammensetzung des Körpers sowie das Alter bekannt sein. All dies sind Daten, welche man relativ leicht ermitteln kann. Was neben der Körpergröße und dem Gewicht ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, ist jedoch das Bewegungsverhalten sowie die Außen- bzw.- Raumtemperatur, welche beide bekanntermaßen von Tag zu Tag abweichen können. Stelle man sich hierzu einen 120 KG schweren, hart arbeitenden Bauarbeiter (bei einer Außentemperatur von 30° Celsius) vor, der in seiner Freizeit Fußball spielt und im Vergleich dazu ein zierliches Mädchen, das in den Semesterferien den ganzen Tag zu Hause bei Zimmertemperatur auf der Couch liegt und liest. Wo für den einen evtl. schon 1Liter Wasser völlig ausreichen würde, würde es für den anderen den sicheren Tod durch Verdursten bedeuten. Dabei wurde die Ernährung, welche ebenfalls eine wichtige Rolle für die benötigte Wasserzufuhr spielt, komplett außer Acht gelassen. Wie man an diesem Beispiel erkennen kann, sind pauschale Vorschläge bezüglich der Wasserzufuhr komplett sinnbefreit und bestenfalls unnötig. Dennoch kommt häufig der Einwand, dass diese pauschalen Empfehlungen, selbst wenn sie nicht so genau ausfallen, keinem schaden würden. Solche Ratschläge können jedoch sehr wohl einen Schaden anrichten, da nicht nur eine zu geringe Wasserzufuhr, sondern auch eine übermäßige Wasserzufuhr schädlich sein kann. Stichwort Hirnschwellung!

„Es saufen tausend sich zu Tod, eh einer stirbt an Durstes Not“

Bernhard Freidank

Eine zu geringe Wasserzufuhr aufgrund von „vergessener“ Wasseraufnahme kommt allerdings so gut wie gar nicht vor, da der Körper einem sicherlich früh genug signalisiert was er benötigt um zu überleben. Selbst bei harter körperlicher Arbeit sollten diese Systeme funktionieren, sonst wären wir längst ausgestorben.

„Geschieht es nicht zu unserer Erhaltung, dass die Natur uns unsere Bedürfnisse empfinden lässt?“

Jean-Jacques Rousseau

Als Vergleich sollte man hierzu nicht alte Greise nehmen, die hormonell „entgleist“ sind, wobei evtl. auch das natürliche Durstgefühl ausbleibt. Diese betreiben in einer solchen Situation sicherlich weder Krafttraining noch laufen sie einen Marathon. Ein Bodybuilder in der Wettkampfphase, der aus rein „ästhetischen“ Gründen bewusst sehr stark von seinem instinktiven Trinkverhalten abweicht, taugt ebenfalls nicht als Orientierung für einen normalen Sportler. Abgesehen davon kann ein solches Vorgehen bei einem unerfahrenen Sportler schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben.

Zusammenfassung

Ignoriere die unüberlegten Ratschläge anderer und richte dich weder an das Trinkverhalten anderer Sportler noch an pauschalen Vorgaben bezüglich der Wasserzufuhr, sondern vertraue stattdessen deinem natürlichen Durstgefühl!