Täglich kursieren auf WhatsApp, YouTube, Facebook & Co eine Menge Motivationsvideos bezogen auf unterschiedliche Lebensbereiche. So auch im Bereich Training. Schweiß gebadet und unterlegt von cooler Musik geben die Trainierenden in den Videos ihr Bestes und gehen bei ihrem Workout an ihre Grenzen bzw. darüber hinaus. Die vielen Videoschnitte werden geschickt unserer Aufmerksamkeitsspanne angepasst und überspringen auch die Pausen, die ja ohnehin keinen wichtigen Stellenwert im Training einnehmen, insbesondere nicht in einem Motivationsvideo. Es wird immer mit maximaler Intensität trainiert, wobei die Sportler in den Videos nicht allzu selten vor Erschöpfung zu Boden gehen. Die YouTube- Gladiatoren kennen jedoch keinen Schmerz! Natürlich immer ein verlässlicher Indikator dafür, dass das Training langfristig zu den gewünschten Anpassungen führt, egal ob es sich um einen Kraftsportler, einen Ausdauerathleten, oder wen auch immer handelt.

Für den Laien mag es so aussehen, als ob hier ein professionelles Training durchgeführt wird, unabhängig davon, ob die Trainierenden tatsächlich Profis ihrer Disziplin sind. Dagegen entpuppt sich das Training für jemanden, der sich auch nur geringfügig mit der Materie auskennt, schnell als eine Handvoll wahllos aneinander gereihter Übungen aus einer oder mehrerer Trainingseinheiten. So kann man, obwohl es sich um ein Zusammenfügen von Videomaterial handelt, leicht erkennen, welch zum Teil sinnlose Dinge, selbst auf hohem Niveau getrieben werden. Dabei ist regelmäßig nicht nur die Abfolge der Übungen oder deren teils miserable Technik besorgniserregend, sondern auch die zum Teil sinnlosen und potentiell schädlichen „Spielereien“, die obendrein auch noch hektisch oder unter Zeitdruck ausgeführt werden.

Fazit: Wer Motivationsvideos braucht um sich ins Studio zu quälen, sollte sich zunächst einmal fragen, was bei seinem Training/Ernährung etc. nicht stimmt, sodass man sich zuerst ein Video reinziehen muss, um sich fürs Training zu motivieren. Und wer nach einem solchen Video seinen Booster inhaliert und ins Studio rennt, um nach einem mehrstündigen Warmup mit dem Gummiband und der Faszienrolle seine Bizepscurls vor dem Spiegel zu absolvieren, dem ist leider nicht mehr zu helfen. Selbst das beste Motivationsvideo der Welt scheint hier nichts mehr zu richten. Die einzige Lösung in solch einem Fall lautet: unter professioneller Begleitung wieder bei den Grundlagen anfangen!

Paul Türk, Marcus Weber