„O wie glücklich ist der,
dem Vater und Mutter
das Haus schon wohlbestellt übergeben.“
Johann Wolfgang von Goethe

Für manche mag es ein Haus sein, für manch andere ist es der eigene Körper, bzw. wie der eigene Körper auf das reagiert was man mit ihm macht. Jeder kennt sie, diese „blöden“ Leute im Freundes- oder Bekanntenkreis, die scheinbar machen können was sie wollen und trotzdem ist die Figur einfach top. Nicht selten sind es dann auch diese Personen, die im passenden Bereich versuchen ihr Geld damit zu verdienen. Doch damit beginnt die Misere…

Überall kursieren Geschichten von Menschen die lediglich durch ein Training, bestehend ausschließlich aus Körpergewichtsübungen, eine enorme Muskelmasse aufgebaut haben sollen. Sei es der Opa in seiner Jugendzeit, der Freund eines Freundes oder der Leistungssportler aus dem Fernsehen. Fast jeder kennt Beispiele dieser Art.

Besonders populär sind solche Programme, seitdem einige „Promis“ sowie aktuelle oder ehemalige Leistungssportler ihren Verdienst damit aufbessern wollen. Deren Bekanntheitsgrad allein scheint schon Garant für ein erfolgreiches bzw. gewinnbringendes Konzept zu sein. Wenn man dazu noch nachweisen kann, selbst in kürzester Zeit zu oder abgenommen zu haben, dann verkauft sich das Trainingsprogramm umso besser.

Solide Kenntnisse in den Bereichen Trainingslehre, Biomechanik, Thermodynamik (rudimentär) etc. scheinen nicht von Relevanz zu sein. Man erhofft sich ja schließlich schnelle und einfache Lösungen. Die eine, ultimative Übung die alles trainiert! Außerdem haben Theoretiker sowieso keine Ahnung von der Praxis. Ein 18-jähriges Mädchen, das „voll im Training“ ist, kennt sich sicherlich besser damit aus als der alte Prof. Dr. der Sportwissenschaft, der äußerlich gar nicht so aussieht, als würde er überhaupt trainieren.

Gebündelt werden diese Angebote obendrein auch noch mit einer Kollektion von hochkomplexen Rezept-Sammelwerken, die tendenziell etwa so aussehen:

Seite 1: Rührei mit Paprika
Seite 2: Rührei mit Zucchini
Seite 13: Ei mit Kräutern
usw…

Dazu kommt dann noch, dass der Informationsgehalt der Rezepte selbst von einem zweischichtigen Blatt Toilettenpapier in den Schatten gestellt wird. Jede x-beliebige Frauenzeitschrift gibt über die enthaltenen Kalorien und Nährwerte mehr Details zu den Rezepten an (denn jedwede Angabe ist bereits mehr als Nichts). Somit wird der Kunde völlig pauschalisiert und das Ausmaß der individuellen Beratung beläuft sich auf die Vergabe einer eigenen Kundennummer im System. Ein 110 kg Riese darf dann die selbe Portion zubereiten, die ein Teenager mit 60 kg essen würde, genauso wie sie beide den gleichen Trainingsplan befolgen dürfen.

Paul Türk, Weber Marcus